Bei der am vergangenen Samstag stattgefundenen letzten Monatsversammlung im Jahr 2022 durften wir 40 Gäste begrüßen, die dem Vortrag von Frau Rein aus Hohenheim lauschten. Thema war ja die Forschung zu Lithium-Chlorid, das als Alternative zu den bisherigen Varroamitteln dienen könnte. Hier eine Zusammenfassung des Vortrags von Frau Rein:

Derzeit gibt es kein zufriedenstellendes Behandlungsverfahren gegen die Milbe Varroa destructor, das alle Anforderungen der Imkerschaft erfüllt. Mit Lithiumchlorid (LiCl) haben wir (= das Forschungsteam von M.Sc. Carolin Rein, Landesanstalt für Bienenkunde, Universität Hohenheim) einen neuen Wirkstoff mit varroazider Wirkung entdeckt, der sehr gute Wirksamkeit auf Varroamilben (bis zu 98%) mit guter Verträglichkeit für adulte Bienen verbindet und aufgrund der systemischen Wirkungsweise sehr einfach angewendet werden kann. Jedoch reagiert die Bienenbrut sehr viel empfindlicher auf LiCl und wird ausgeräumt und auch mögliche Kontaminationen des Honigs sind noch nicht eindeutig geklärt. Da es noch weitere Risikofaktoren geben kann, ist von einem privaten Gebrauch abzuraten!
In den nächsten Jahren forschen wir (das Forschungsteam) weiter an LiCl, um den genauen Wirkmechanismus zu verstehen. Das Ziel ist es, ein geeignetes Applikationsverfahren zu entwickeln, das sicher für die Bienenbrut und den Honig ist, um LiCl als neues Tierarzneimittel zur Behandlung der Varroa-Milbe zulassen zu können.
Achtung: Lithium-Chlorid ist kein zugelassenes Tierarzneimittel – ein privater Gebrauch ist strafbar und hindert den Zulassungsprozess!

Soweit die Zusammenfassung von Frau Rein. Es war ein interessanter Abend mit einem sehr guten Vortrag und anschließender ausführlicher Diskussion.

Monatsversammlung November 2022 – Anwendung von Lithiumchlorid zur Varroabekämpfung? Referentin Carolin Rein

3 Kommentare zu „Monatsversammlung November 2022 – Anwendung von Lithiumchlorid zur Varroabekämpfung? Referentin Carolin Rein

  • 28. Februar 2023 um 15:28 Uhr
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    Die Lithiumbehandlung ist äußerst vielversprechend.
    Als Arzt mit pharmakologischer Ausbildung und Erfahrung sehe ich keine Probleme.
    Beim Menschen wirkt Lithium keinerfalls toxisch, es kommt ja auch in Heilwässern wie Ensinger Sport in bedeutender Konzentration vor, oder gar bei den salzhaltigen Heilwassern der Bad Mergentheimer Heilquellen in hoher Konzentration.
    Litium ist ubiquitär, d.h. es kommt auf unserer Erde überall vor, natürlich in verschiedenen Konzentrationen.
    Bei den erwaxchsenen Bienen hat Lithium auch in höheren Konzentrationen keine Nebenwirkungen.
    Bei den Larven ist es , vergleichbar zu Säugetieren und dem Menschen so: Es gibt Schädigungen der Larven (beim Menschen sind auch embryonale Schäden/Missbildungen durch verschiedenste Ursachen möglich, z.B. Virusinfekte, oder auch Medikamente oder toxische Agenzien in hoher Dosierung)
    Wir müssen immer bedenken: sollte es Brutschäden durch Lithium geben, dann müssen wir sehen dass die Varroamilbe, ein klassischer Brutparasit, die Brut noch viel mehr schädigt. Deshalb sehe ich das Lithium als das kleinere Übel an.
    Ich würde aber vorerst dennoch keine Lithiumbehandlung auf eigen Faust durchführen, da es rechnerisch und juristisch kompliziert ist. Die Wissenschaftler sind sicherlich schon weiter. Wichtig ist jetzt die Erprobung in der Praxis (Feldversuche, auch durch motivierte Imker wie wir). Ich denke, dass da schon viel läuft, auch international. Die Merthode ist einfach so logisch und gut..
    Man muss sehen: die Milben als Spinnentiere haben einen fundamental anderen Stoffwechsel als Insekten oder gar Säugetiere oder Vögel etc. Das ist der Grund, weshalb Lithium die Milben zu 99,99 % abtötet.
    Steffen Fimpel

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    • 2. Februar 2024 um 9:13 Uhr
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      Das größte Problem ist doch, dass es dieses juristische Problem gibt und man sich nicht offen über seine Erfahrungen austauschen kann. Ich kenne da jemanden der jemanden kennt, der seit 5 Jahren allerbeste Erfahrungen mit dieser Methode hat und gerne zur Forschung/Diskussion diese Erfahrungen teilen würde, – geht nicht, ohne Strafe zu riskieren!…

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      • 18. Februar 2024 um 10:23 Uhr
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        Leider steht das äußerst preisgünstige und wirksame LiCl in absoluter Konkurrenz mit den bekannten Varroa-Behandlungsmittel. Durch die Preisgabe des Wirkstoffs läßt es sich kommerziell nicht mehr vermarkten und steckt dadurch in der Zulassungssackgasse. Deshalb sind Plattformen dringend notwendig um Erfahrungen mit LiCl auszutauschen, insbesondere wenn diese ohne Brutschäden verlaufen. Falls jemand etwas darüber bekannt ist, könnten wir jede Menge positive Beiträge liefern.
        Grüße
        Biene123

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